Auf keinen Fall sollten wir China unterschätzen, sondern die Herausforderungen annehmen, die auf uns zukommen. Gefährlich wird es, wenn wir die Entwicklungen in China als modern abtun, die schon wieder vorbeigehen werden. Oder als Blase, die platzen wird. Es bringt auch nichts, die chinesische Regierung als böse Kommunisten abzutun, weil ihre Vorstellungen nicht unseren Werten entsprechen. Wir können China zu nichts mehr zwingen. Aber wir können und sollten versuchen, sie davon zu überzeugen mit den guten Argumenten unserer langen Erfahrung, dass mehr zivilgesellschaftliche Mitbestimmung, mehr Rechtsstaatlichkeit, mehr Pressefreiheit auf Dauer nachhaltiger ist. Und dass es zwar kurzfristig Ruhe bringt, politische Minderheiten wie Hongkong oder ethnisch-religiöse Minderheiten wie Xinjiang einfach wegzusperren, dass es aber die Probleme langfristig nicht löst, ja sie sogar verstärken kann.
Umgekehrt sollten wir möglichst früh schauen, wie wir sinnvolle technologische Innovationen aus China mit unserem Wertesystem synchronisieren können, statt sie zu verteufeln, nur weil sie in China in einer Weise benutzt werden, die sich mit unseren Werten nicht vereinbaren lässt.
Die intelligente Nutzung der chinesischen Gesundheitsdaten wird Therapieoptionen verbessern, von denen auch Menschen in Deutschland und Europa profitieren werden. Datennutzung kann eben gleichzeitig Leben retten und Leben überwachen. Unsere Aufgabe ist es für unsere Welt, das eine zu maximieren und das andere zu minimieren und nicht das Land, in dem die Erfindungen gemacht wurden, dafür zu strafen oder zu loben. Wir sind nicht die Weltpolizei. Die Zeiten, in denen die Minderheit des Westens die Spielregeln der Mehrheit der Welt bestimmen konnten, sind wahrscheinlich ein für alle Mal vorbei. Je früher wir uns darauf einstellen, desto besser.