Um zu zeigen, wie eine Partnerschaft in Versorgungsfragen vor dem Hintergrund der beschriebenen Inhalte konkret aussehen könnte, wird im Folgenden mithilfe eines Use-Cases ein beispielhafter Versorgungsweg beschrieben.
Nachdem postoperative Reha-Maßnahmen wegen einer Knieoperation abgeschlossen sind, erhält der Kunde Sebastian aus der App seiner Krankenkasse eine Push-Nachricht, die ihm eine Videosprechstunde beim Orthopäden empfiehlt. Dazu gehört auch eine Liste mit Orthopäden, die nach dem Praxisstandort sortiert ist. Sebastian nimmt die Empfehlung an, nachdem ihm auf Wunsch Alternativen zur Auswahl angezeigt wurden und bucht über die Kunden-App seiner Kasse einen freien Termin beim Orthopäden Dr. Müller.
Auslöser für die Empfehlung von Sebastians Krankenkasse ist eine Analyse der Datenbestände der Kasse, die eine hohe Wahrscheinlichkeit für Rückenprobleme nach einer Knieoperation für Versicherte wie Sebastian ergeben hat. Die Orthopäden können auf Basis ihrer Bewertungen durch andere Patienten und unter Berücksichtigung des Wohnortes ermittelt und sortiert werden. Auch denkbare alternative Behandlungsoptionen ermittelt die Krankenkasse anhand der Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften und auf Basis der ihr zur Verfügung stehenden Daten ihrer Kunden, die sich in einer vergleichbaren Situation für einen anderen Behandlungsweg entschieden haben.
Am vereinbarten Termin findet die Videosprechstunde statt, sofern dort als notwendig befunden kann ein persönlicher Termin folgen. Unterstützt durch die Daten aus Sebastians elektronischer Patientenakte (ePA) ermittelt Dr. Müller ein Risiko für wiederkehrende Rückenschmerzen und verschreibt ihm Physiotherapie zum Muskelaufbau und zur Verbesserung seiner Körperhaltung. Dr. Müller nimmt auf Wunsch von Sebastian alle relevanten Informationen in seine ePA auf. Das elektronische Rezept erhält Sebastian noch im Termin auf seinem Smartphone in der Kassen-App. Im Anschluss bewertet Sebastian den Orthopäden und die von der Kasse ausgesprochene Empfehlung. Dr. Müller beurteilt die Qualität der Empfehlung der Kasse auf einer kasseneigenen Website für Leistungserbringer und Anbieter von Gesundheitsleistungen.
Die Kassen-App schlägt Sebastian eine Physiotherapie-Praxis in seiner Nähe vor, in der andere Patienten mit gleicher Indikation bereits gute Erfahrungen gemacht haben. Sebastian vergleicht die vorgeschlagenen Praxen, entscheidet sich aufgrund eines Tipps aus dem Freundeskreis jedoch nicht für die empfohlene Praxis und vereinbart über die Kunden-App seiner Kasse einen Termin in der Praxis 123Physio. Nach dem ersten persönlichen Termin finden die weiteren Therapien per Video-Sitzung statt. Nach Abschluss der Physiotherapie bewertet Sebastian zunächst mittels Bewertungsbogen seiner Kasse die Empfehlung, die Terminvereinbarung und die Behandlung durch den Therapeuten Felix. Auch Therapeut Felix bewertet die Termine mit Sebastian über einen entsprechenden Bewertungsbogen auf der kasseneigenen Website.
Im Anschluss an die Physiotherapie schlägt die Krankenkasse Sebastian über eine Push-Benachrichtigung vor, ein Fitnessangebot in einem Fitnessstudio anzunehmen, um präventiv zu arbeiten und zukünftige Probleme zu vermeiden. Bestandteil der Empfehlung sind ein Fitnessstudio, entsprechende Online-Kurse und eine kasseneigene Fitness-App. Sebastian entscheidet sich für das vorgeschlagene Studio, schließt einen Vertrag ab und bucht entsprechende Online- und Präsenzkurse. Das Fitnessstudio meldet den abgeschlossenen Vertrag über die Webseite der Kasse für Ärzte und andere Leistungserbringer. Nach einigen Wochen bewertet Sebastian das Fitnessstudio und die besuchten Kurse, nachdem ihn seine Kasse per Push-Bemächtigung in der App darum bittet.
Sämtliche von Sebastian in dieser beispielhaften Erläuterung genutzten Anlaufpunkte werden von der Krankenkasse auf einer kassenindividuellen Plattform bereitgestellt bzw. der Kontakt auf digitale Weise ermöglicht. Die Push-Benachrichtigungen mit Versorgungsangeboten und Empfehlungen führen den Kunden also in Angebote, die dort vorgehalten werden. Jede Interaktion von Sebastian mit Leistungserbringern oder der Krankenkasse führen im Ergebnis zu neu entstehenden Daten, die entweder direkt bei der Krankenkasse oder in der ePA von Sebastian hinterlegt werden und somit die Basis für die Entwicklung von individuellen Empfehlungen der Kasse erweitern. Dadurch nimmt die Qualität für zukünftige Empfehlungen, die die Krankenkasse gegenüber ihren Kunden aussprechen wird, immer mehr zu. Bewertungen der Leistungserbringer verbleiben im Gegensatz zu Bewertungen der individuellen Empfehlungen nicht bei der Krankenkasse. Sie fließen in einen zentralen Datenbestand, der auch anderen Krankenkassen bzw. Kunden anderer Kassen Auskunft über Leistungserbringer ermöglicht. Idealerweise werden diese Daten durch Beurteilungen Dritter aus anderen digitalen Kontexten ergänzt.