Einleitung: Die neue Rolle des Patienten
Unser Gesundheitswesen ist in Bewegung gekommen. Corona, Kosten- und Altersentwicklungen, neue Medikamente und Therapieoptionen, digitale Gesundheit: Es herrscht, so könnte man meinen, eine wahre Goldgräber‑, zumindest aber eine Aufbruchsstimmung allerorten. Und im Zentrum der Veränderungen steht meist der Bürger – der Verbraucher und Patient.
So sind heute Reformbemühungen in den Gesundheitssystemen vieler Länder zu beobachten. Fast immer fällt dabei dem Patienten eine neue, „zentrale“ Rolle zu: Er wird vom passiven Empfänger von Gesundheitsleistungen verstärkt zu einem aktiven Teil eines individuell auszuhandelnden und jeweils neu zu gestaltenden Prozesses. Dabei sind die Aktivierung und das Engagement der Patienten – sowie eine „patientenorientierte“ Medizin generell – augenscheinlich zu Zauberworten geworden. Medizinische Standards und allgemeine Empfehlungen zur Messung der Leistung („Performance“) im Gesundheitswesen enthalten heute in der Regel die Patientensicht und -erfahrung an kritischen Punkten (vgl. Pimperl et al. 2021).